Ich erwachte heute Morgen
Und sah mich in meinem Zimmer um
Erbarmen… Erbarmen
Ich erkannte nichts Neues
Nun, ich grüsse euch Mauern
Es ist noch zu früh
Euch zu erklimmen
Draußen drängt ein Menschenstrom
Blindlings durch die Schluchten
Einer heruntergekommenen Stadt
Um an den Mauern
Der eigenen Selbstverliebtheit zu zerschellen
Es ist ganz leicht, mein Freund, dich selber zu verlieren
Wenn du vergisst, wer du wirklich bist
Draußen im Flur höre ich ein Baby schreien
Das ist nichts Neues hier
Das ist die alleinerziehende, auf Wohlfahrt angewiesene Mutter
Es ist ein Wunder, wie sie überlebt
Nachts steht sie unten an der Ecke
Sie wirft ihr hübsches Lächeln jedem Wagen zu
Manchmal hält einer am Strassenrand an und sie steigt ein
Und am folgenden Morgen höre ich kein schreiendes Baby
Unter dieser Schminke
Verhärtet sich ein junges Gesicht
Schau in diese Augen
Du wirst vielleicht deine eigene Tochter sehen
Die alles für das Wohl
Des Kindes unternimmt
Sie beschuldigt niemanden
Sie deutet nicht mit den Fingern…
Sie hat nicht die Zeit
Für solche dummen Spielchen
Es gibt einen alten Mann auf meiner Etage
Der sein ganzes Geld… seine ganzen Ersparnisse verlor
Als die Fabrik geschlossen wurde
Doch er kümmert sich weiter um seine kranke Frau
Wie er das schon seit über zwanzig Jahren tut
Ich sah ihn im Discounter ein Etikett studieren
„Hm, dieses hier enthält nur 3% richtiges Fleisch“
Murmelte er und legte das Hundefutter ins Gestell zurück
Menschen brechen Gesetze
Wenn Gesetze Menschen zerbrechen
Das Recht ist nicht blind
Es ist eine zweiköpfige Schlange
Die sich vom Schweiss
Hart arbeitender Menschen ernährt
Millionen gesichtloser Opfer…
Aus dieser global organisierten Gier
Ich höre eine Polizeisirene heulen
Und eine Menschenmenge sammelt sich
Schau, da kommt das TV-Team
Ich glaube, das Drama wird sich nun erst richtig verbreiten
Ist jemand unter dem Druck zerbrochen?
Hat man einen Grund gefunden, für den es sich zu sterben lohnt?
Vielleicht fünfzehn Minuten Berühmtheit?
Ist das alles, was dieser Narr tatsächlich suchte?
Erstarrt vor Schreck
Fragen wir uns: „Wie konnte das geschehen?“
Ziehen uns so schnell wir können
In unsere privaten, bequemen Räume zurück
Verriegeln die Türe hinter der Erinnerung
Versinken in der Zerstreuung
Bis das nächste Verbrechen die Frontseite füllt
Ist das nicht das Alltagsgeschäft, mein Freund?
Ich erwachte heute Morgen
Und sah mich in meinem Zimmer um
Erbarmen… Erbarmen
Ich erkannte nichts Neues
Ich schaute aus dem Fenster
Wann wurden die Strassen so hart, so kalt, so böse?
Ich fühle mich wie Rip Van Winkel
Habe ich all die Jahre geschlafen?
Ich fühle mich wie Rip Van Winkel
Habe ich all die Jahre geschlafen?
… Habe ich all die Jahre geschlafen?
… Habe ich all die Jahre geschlafen?
… Hielt ich die Augen geschlossen, die ganze Zeit?